- Zur Palmsegnung - von Pfr. Frank-Oliver Hahn

Palmsonntag: wie Sie aus der Presse wissen, werden mancherorts gesegnete Palmzweige in Kirchen ausgelegt sowie auch gesegnete Osterkerzen. Was den Pälm betrifft, ist dieser auf das Engste mit der Liturgie des Palmsonntags verbunden: Zu dessen Beginn wird das Evangelium vom Einzug Jesu in Jerusalem vorgelesen. In diesem Zusammenhang segnet der Priester die Palmzweige, die uns über das kommende Jahr an dieses Ereignis erinnern wollen. Wegen dieser engen Verbindung mit dem Festtagsgeschehen gibt es im offiziellen kirchlichen Buch der Segnungen, dem „Benediktionale“, keinen eigene „Palmsegnung“ wie etwa für die Krautwischsegnung an Mariä Himmelfahrt. Dieses sommerliche Brauchtum läßt aber eben nicht genuin aus dem Evangelium ableiten, und wurde erst im Mittelalter mit dem Festtag Himmelfahrt verbunden.

Dies bedeutet aber auch: wo kein Palmsonntagsgottesdienst, dort auch keine Palmsegnung. Das wurde schon in den letzten Jahren bei uns so praktiziert. Wo es an Palmsonntag keinen Gottesdienst geben konnte, brachten meist die Pfarreien ihre Palmzweige in die Nachbarpfarrei, wo sie dann mitgesegnet wurden. Anschließend lagen sie dann in den betreffenden Kirchen zum Mitnehmen aus. Nun findet aber in unserer Pfarreiengemeinschaft an Palmsonntag auch keine „stille“ Messfeier statt, darum kann es auch keine Palmsegnung geben.

Ein Herumfahren von Palmkörben (oder auch Osterkerzen) zu solchen Pfarrern, die, wie von den Bischöfen empfohlen, an den bevorstehenden Feiertagen solche „stille Messen“ halten, widerspräche im Grunde den augenblicklichen staatlichen Anordnungen: das Haus nur zu verlassen, wenn man zur Arbeit, zum Einkaufen, zum Arzt, zur Apotheke muß. Ansonsten gilt die Ausgangssperre.

Das Fehlen der Palmzweige wird mancher als Verlust empfinden. Ja, das ist es auch! Schon seit Wochen leben wir mit solchen Verlusten: keine Meßfeiern mehr (was viele von denen, die schon lange fernbleiben, vielleicht gar nicht als Verlust empfinden), nun keine gemeinsamen Feiern zum größten Fest der Christenheit: Ostern und die Heilige Woche davor. Das tut Gläubigen weh. Aber, den Schmerz des Verlustes, kann man nicht einfach so wegnehmen. Man kann aber lernen, damit zu leben, wenn man sich ihm bewußt stellt und ihn annimmt. Das braucht aber auch seine Zeit.

Was die Palmzweige betrifft: wenn es keine neuen gibt, lassen wir doch die alten hängen. Mit ihrem traurigen, weil vertrockneten Aussehen können sie ein sehr gutes Erinnerungszeichen für uns werden für das, was wir in diesen Tagen erleben. Ein Blick darauf kann uns über das Jahr hinweg an diese Erfahrungen erinnern. Und die damit verbundene Erfahrung, daß eben nicht alles in unserem Leben immer so weiter verläuft, wie wir es uns denken. Auch nicht im Glaubensleben. Vor allem können sie uns aber auch ein Erinnerungszeichen an all die Menschen sein, die an der Pandemie erkrankt sind, vor allem aber an die, die daran sterben. Und an deren Angehörige, die einen weitaus schmerzhafteren und größeren Verlust erlitten haben oder erleiden werden als jemand, den mancher von uns wegen dem Fehlen der Palmzweige empfindet. Lassen wir uns von ihnen daran erinnern, für gerade diese Leidtragenden zu beten und uns so zu solidarisieren.

Gegen das Verteilen dieser Zweige und Kerzen spricht aber auch ein weiterer wichtiger Grund: die Hygiene! Schon eine Woche vor der Absage aller Gottesdienste kam der bischöfliche Erlaß, auf Grund dessen alle Weihwasserbecken geleert wurden, um eine Ansteckung durch diese zu vermeiden. Wissen wir wirklich, ob jeder. der die Zweige oder Kerzen aus den Körben nimmt, nicht infiziert ist? Keiner kann das mit Sicherheit sagen. Was, wenn jemand aus diesem Wege andere ansteckt, unbewußt? Weil wir noch nicht wissen, auf welch vielfältige Weise sich die Viren wirklich verbreiten, gilt es vorsichtig zu sein und zu bleiben. Auch aus diesem Grunde sind Msgr. Becker und ich nicht bereit, eine etwaige Verantwortung für mögliche Ansteckungen auf diesem Wege zu übernehmen.

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